Arden Arrowood ist acht Jahre alt, als ihre beiden jüngeren Schwestern beim Picknick im eigenen Garten verschwinden. Gänseblümchen hat sie gepflückt, nur ein paar Minuten nicht aufgepasst, aber als sie zurückkehrt, sind die Zwillinge nicht mehr da.  Während ihrer panischen Suche bemerkt Arden einen goldfarbenen Wagen, der offenbar vorm Haus geparkt hatte, jetzt aber plötzlich wegfährt. Und auf dem Rücksitz erkennt sie den weißblonden Schopf ihrer kleinen Schwester …

Zwei verschwundene Mädchen und ein Verdächtiger,
dem man nichts nachweisen kann

Der Halter des goldfarbenen Wagens ist schon bald gefunden, ein Kleinkrimineller. Er ist der einzige Verdächtige in diesem Fall, zumal es einen zweiten Zeugen gibt, der Ardens Beobachtung bestätigt. Dass dieser zweite Zeuge Ardens Nachbar und bester Freund ist, erregt keinerlei Zweifel an seiner Aussage. Obwohl dem Verdächtigen trotz intensiver Befragung und Hausdurchsuchungen nichts nachzuweisen ist, bleibt er für die meisten der Täter. Er verliert seinen Job, seine Frau verlässt ihn und er ist ruiniert.

Wenn die Erinnerung täuscht

Den schmerzhaften Verlust ihrer Schwestern hat Arden Arrowood nie verwunden. Ihr ganzes Leben ist geprägt von den tragischen Ereignissen jenes Nachmittags. Nicht nur sie, auch ihre Eltern zerbrechen an dem schrecklichen Verlust der beiden kleinen Mädchen. Schon am Tag nach ihrem Verschwinden verlässt die Familie ihr prächtiges Heim. Die Mutter schließt sich nach mehreren Jahren dauersedierter Trauer einem Fernsehpriester an, mit dem sie zum Zeitpunkt der einsetzenden Romanhandlung eine tiefreligiöse Ehe führt. Die Vergangenheit ist für sie vorbei, sie hat ihre Erlösung gefunden. Der Vater hingegen ist seiner Alkoholsucht erlegen. So kommt es, dass Arden als alleinige Erbin des Familienbesitzes nach vielen Jahren in ihre Heimatstadt und in das Haus zurückkehrt, in dem die Geister ihrer Schwestern noch immer zu wohnen scheinen. Als dann ein junger Autor auftaucht und behauptet, er habe während seiner Buchrecherche Beweise dafür gefunden, dass Ardens Erinnerungen an jenen Nachmittag falsch gewesen sein müssen, holt sie die Vergangenheit mit voller Wucht wieder ein.

Fazit: Lauwarme Krimiunterhaltung

Nach „The Weight of Blood/Die Schwere des Blutsist Arrowood nun der zweite Spannungsroman der durchaus talentierten Autorin Laura McHugh. Die Geschichte enthält sämtliche Zutaten, die richtig fesselnde Unterhaltung versprechen. Doch leider löst McHugh dieses Versprechen nicht ein. Zu ausführlich geht sie auf unwichtige Details ein, hält sich mit Nebensächlichkeiten wie architektonischen Einzelheiten, der Geschichte und dem Stammbaum der Familie Arrowood auf, und selbst die für die Entwicklung der Heldin wichtigen Jugenderinnerungen stehen seltsam unverbunden neben der Handlung. Obwohl man viel über Arden und ihre traurige Geschichte erfährt, bleibt diese Hauptfigur eine Fremde, mit der der Leser keine emotionale Bindung eingeht. Verschiedene Handlungsstränge werden eingeführt, eine Zeitlang weiterentwickelt,  verlaufen dann aber ohne Auflösung im Sand. Weder ergeben sich spannende Momente zwischen der Ermittlerfigur Jeff und der Heldin, noch kommt es zu einer gefährlichen Konfliktsituation zwischen Arden und dem Opfer ihrer falschen Erinnerung. Die angedeutete Romanze mit ihrem Jugendfreund ist nicht mal lauwarm, und die Auflösung des rätselhaften Verschwindens der beiden Schwestern ist wenig überraschend und berührt den Leser kaum.

So landet der zweite Roman dieser Autorin leider in der neuen Kategorie „Kurz und schmerzlos“. Aber Krimiscout bleibt dran. Mal sehen, wie es mit Laura McHugh weitergeht.


Anmerkung: Die hier besprochene Vorabversion des Romans wurde Krimiscout freundlicherweise von Netgalley zur Verfügung gestellt.
Bildnachweis:

(c) Laura McHugh (mit freundlicher Genehmigung)