Candice Fox ist mit ihrer Trilogie um Eden Archer (dt. von Anke Burger) zur Bestsellerautorin geworden. Vor einigen Tagen erschien nun der erste Band ihrer neuen Serie mit dem Titel »Crimson Lake« (dt. von Andrea O’Brien). Krimiscout hat die Autorin interviewt.
Candice Fox im Interview mit Krimiscout
KS: Ist ein Buch erst einmal erschienen, haben AutorInnen keine Kontrolle mehr darüber. Wie stehen Sie zu dieser These?
CF: Dem kann ich nur zustimmen. Während ich schreibe, halte ich die Fäden in der Hand, doch sobald das Manuskript meinen Computer verlässt und in der Welt ist, können die Leser darüber denken, was sie wollen. Manchmal verstehen sie meine Geschichten auf eine Weise, an die ich während des Schreibens nie gedacht hatte. Das ist einfach das Risiko des Autors, der etwas so Persönliches, Intimes einem breiten öffentlichen Urteil aussetzt.
KS: Würden Sie sagen, Sie gewinnen mit jedem Buch mehr Selbstvertrauen?
CF: O ja, ganz bestimmt, und ich glaube, das es an der Wiederholung des immerselben Arbeitsprozesses liegt – keine Ahnung, was ich tun würde, wenn ich eine Schreibblockade hätte oder mein regelmäßiges Pensum nicht schaffen könnte.
Schreiben ist der beste Job der Welt!
Irgendwie habe ich immer auf der Hälfte meines Buches eine Schaffenskrise, aber das ist mir mittlerweile auch schon so oft passiert, dass ich weiß, es geht wieder vorbei, und daher breche ich nicht gleich wie am Anfang in Panik aus. Außerdem habe ich schon seit Jahren mitbekommen, was meine Leser mögen und was nicht, daher sind mir die Leute da draußen nicht mehr fremd, und ich weiß, wie sie auf meine Romane reagieren.
KS: Wie gefällt Ihnen das Schreiben als Vollzeitbeschäftigung? Geht es Ihnen manchmal auf die Nerven?
CF: Schreiben ist der beste Job der Welt. Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Der einzige Wermutstropfen ist die Einsamkeit, und dass nur Wenige verstehen, was Autoren umtreibt, welche Herausforderungen man zu bestehen hat. Aber ich bestimme meine Arbeitszeiten, schreibe über das, was ich spannend finde, und erhalte dabei Unterstützung von Leuten auf der ganzen Welt. Spitzenmäßig!
KS: Wie sieht Ihr Arbeitszimmer aus?
CF: Haha! Ich habe keins. Das heißt, ich habe zwar ein Büro zu Hause, aber das benutze ich selten. Es ist gemütlich und mit meinen Sachen vollgestopft – lauter Bücher – und hat einen Blick ins Grüne. Aber bald ziehe ich für ein Jahr in die USA, und ob ich da ein Schreibzimmer haben werde, weiß ich noch nicht.
Am liebsten schreibe ich an unterschiedlichen Orten: im Bett, auf dem Balkon, unten am Wasser. Manchmal gehe ich ins Café um die Ecke. Ich bin in einem lauten Haus voller Kinder und Tiere groß geworden, daher kann ich mich bei Stille schlecht konzentrieren. Das Café gehört einer sehr lauten libanesischen Familie, deren Mitglieder den lieben langen Tag miteinander quatschen und streiten, da bin ich ganz in meinem Element.
KS: Gibt es einen Mythos über Schriftsteller, den Sie gern entlarven würden?
Es heißt ja auch, das Autorenleben sei glamourös – das ist Blödsinn!
CF: Ach, es gibt so viele! Die hartnäckigste Fehlannahme ist vermutlich die, dass jeder Autor nur einen Verlag finden muss, um Millionär zu werden, und dass man gleich nach Erscheinen des ersten Buches schon tausende Leser hat. Es dauert lange, bis man ein gutes Einkommen hat und viele Fans, und manche Autoren schaffen das nie, obwohl sie viele Bücher veröffentlicht haben.
Es heißt ja auch, das Autorenleben sei glamourös – das ist Blödsinn! Wie oft habe ich auf eigene Kosten in echten Absteigen übernachtet, irgendwo am A… der Welt, weil ich meine Fans treffen wollte. Und es kam vor, dass die Leute auf solchen Veranstaltungen richtig unhöflich waren oder mich erst eingeladen und dann versetzt haben.
KS: Die weibliche Hauptperson im Roman »Crimson Lake«, Amanda Pharell, ist ziemlich abgedreht – wie haben Sie diese Person erschaffen? Kennen Sie Leute, die so sind wie Amanda?
CF: Meine Figur Eden Archer aus der ersten Reihe ist alles, was ich immer sein wollte: cool, souverän, sehr kultiviert – sie sagt immer genau das Richtige. Ich wollte über jemanden schreiben, der mehr meinem Wesen entspricht. Ich bin auch ein bisschen überdreht, genau wie Amanda. Gehörte nie zu den Coolen. Lache über meine eigenen Witze und trete gern mal ins Fettnäpfchen. Natürlich bin ich nicht so extrem wie Amanda, aber sie fühlte sich beim Schreiben echter an als Eden, weil ich bei ihr meinem Humor einfließen lassen konnte.
KS: Was ist Ihrer Meinung nach das zentrale Thema in Ihrem Roman?
CF: In dem Roman geht es um einen ganz normalen Mann, der alles verliert – und daran keine Schuld trägt. Er handelt von der Ungerechtigkeit eines solchen Schicksals, aber auch von der Stärke dieses Mannes, der völlig am Boden liegt und trotzdem wieder auf die Beine kommt. Manchmal gibt es Krisen, bei denen man merkt, dass diejenigen, die man für seine Freunde gehalten hat, keine sind. Und oft findet man in solchen Situationen Unterstützung von völlig unerwarteter Seite .
KS: Wie wichtig ist das Setting in Ihren Romanen?
CF: Wichtig insofern, als dass ich Ted aus seiner Komfortzone reißen wollte. Cairns hat düstere, unheimliche Aspekte, die völlig anders sind als die Schattenseiten von Sydney. In Cairns kann man sich und seine Sünden in der überwachsenen Landschaft verstecken. Ich wollte, dass Amanda an einem Ort lebt, der zu ihr passt. Sie ist eine Art Fee oder Nymphe, die im exotischen, tropischen Norden bestens aufgehoben ist.
KS: Was kommt als Nächstes?
CF: Momentan arbeite ich an meinem dritten Roman mit James Patterson. »Redemption Point«, der zweite Band der Crimson-Lake-Reihe, ist bereits geschrieben, ich muss ihn nur noch überarbeiten. Also geht es bei beiden Reihen weiter: Es gibt bald einen neuen Band um Detective Harriet Blue und einen um Ted/Amanda.
Krimiscout bedankt sich für die interessanten Antworten und wünscht Candice Fox viel Erfolg!
»Crimson Lake« ist In der deutschen Übersetzung von Andrea O’Brien bei Suhrkamp/Insel erschienen. (herausgegeben von Thomas Wörtche)
© dt. Übersetzung: Andrea O’Brien, Krimiscout 2017
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Autorin.