Thorne Moores spannender Debütroman A Time for Silence spielt auf zwei zeitlich versetzten Handlungsebenen und erzählt von einem grausamen Familiengeheimnis.Die erste Ebene, angesiedelt in der Gegenwart, schildert die Geschichte der Londoner Karrierefrau Sarah, die mitten in einer Lebenskrise aus einem Impuls heraus beschließt, das verfallene Cottage ihrer Großeltern in Pembrokeshire zu kaufen. Während der Renovierungsarbeiten erfährt sie, dass ihr Großvater John Opfer eines Verbrechens wurde. Fasziniert von dieser Information macht sie sich daran, Licht in die dunkle Vergangenheit ihrer Familie zu bringen.
Im Gegensatz zu Sarah, die bei ihren Nachforschungen immer wieder auf falsche Fährten gerät und sich von ihren romantisch verklärten Fehleinschätzungen in die Irre führen lässt, erhält der Leser durch die auf der zweiten Handlungsebene angesiedelten Geschichte ihrer Großmutter einen unmittelbaren Zugang zu den tragischen Ereignissen, die sich sechzig Jahre zuvor in dem alten Cottage in Pembrokeshire abspielten. Durch diese narrative Konstruktion ist der Leser der Protagonistin stets eine Nasenlänge voraus, weiß aber nie genug, um das Rätsel um den Tod von John Owen vor Ende des Romans lösen zu können.
Ein düsteres Familiengeheimnis
Nicht selten im Leben eröffnen Umbrüche bei allem Schmerz auch neue Chancen. So ergeht es Sarah, der jungen Protagonistin dieses Romans, die auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und kurz vor ihrer Hochzeit in eine massive Lebenskrise gerät. Auf der Rückfahrt von einem Besuch bei ihrer Mutter macht sie mehr oder weniger zufällig Halt in jenem walisischen Dorf, in dem ihre Großeltern sechzig Jahre zuvor lebten und starben. Dort stößt sie auf das verfallene Cottage der Familie, das zum Verkauf steht. Aus einem Impuls heraus beschließt Sarah, das Haus zu kaufen. Mit romantisch verklärtem Eifer macht sie sich daran, das alte Gemäuer zu restaurieren. Vordergründig geht es ihr darum, das kleine Anwesen wieder in den Besitz ihrer Familie zu bringen, doch in Wahrheit nutzt sie die Arbeit an dem baufälligen Gebäude als Flucht aus ihrer belastenden Gegenwart. Während sie sich also mit Feuereifer daran macht, das Anwesen wieder Instand zu setzen erfährt sie, dass ihr Großvater John Owen Opfer eines Mordes wurde…
„Alles hat seine Zeit und jegliches Vornehmen unter dem Himmel seine Stunde. Geborenwerden hat seine Zeit, und Sterben hat seine Zeit; (…) Schweigen hat seine Zeit, und Reden hat seine Zeit“
(Prediger, 3)
Während Sarah auf die Aussagen der wenigen verbliebenen und nicht gerade auskunftsfreudigen Zeitzeugen angewiesen ist, befindet sich der Leser in einer weitaus privilegierteren Position, denn er erfährt die Geschichte von Sarahs Großmutter Gwen aus erster Hand. Das volle Ausmaß der Tragödie jedoch wird dem Leser wie der Protagonistin allerdings erst am Ende der Geschichte enthüllt.
Ein Leben in Strenge, Armut und Lieblosigkeit
Die zweite, in der Vergangenheit angesiedelte Handlungsebene des Romans erzählt die Geschichte von Sarahs Großmutter Gwen. Im Gegensatz zu ihrer zupackenden und selbstbewussten Schwester Dilys ist Gwen eher schüchtern und zurückhaltend. Während Dilys rasch einen herzensguten Lebenspartner findet, bleibt Gwen zunächst mit ihrem Vater zurück. Als der strenge John Owen schließlich um Gwens Hand anhält, akzeptiert sie zögernd sein Werben, und die beiden halten wenig später Hochzeit. Kurze Zeit danach beziehen sie ein Cottage, weit von Gwens Heimatort und ihrer Familie entfernt. Schon bald ist Nachwuchs unterwegs.
Doch Gwens Ehe verläuft nicht glücklich. Ihr Leben ist von Strenge, Armut und Lieblosigkeit geprägt. Als ihr Schicksal sich auf unbarmherzige Weise zuspitzt, findet sie an unverhoffter Stelle Wärme und Zuwendung.
Ein dunkler Fleck in der Familiengeschichte
Sarah, die zu Beginn ihrer Nachforschungen vom Wunsch getrieben ist, das ungesühnte Verbrechen an ihrem Großvater aufzuklären, erkennt schon bald, dass die Vergangenheit ihrer Familie erheblich komplexer ist als sie dachte.
Erst über Umwege kommt sie dem wahren Verbrechen im Leben von Gwen und John Owen auf die Spur.
Vexierspiel um Schein und Sein
A Time for Silence ist nicht nur ein fesselnder psychologischer Spannungsroman, sondern auch ein eindringliches gesellschaftliches Porträt einer vergangenen Zeit, deren zentrale Konflikte auch heute noch aktuell sind.
Der Leser befindet sich im Spannungsfeld der dualen Handlung dieses unterhaltsamen Spannungsromans: Er hat zwar einen direkteren Zugang zu den Informationen als Sarah, weiß aber nicht genug, um das Rätsel um den Mord an John Owen zu lösen. Durch die Konstruktion der zeitlich versetzten Handlungsstränge um Sarah und Gwen entsteht ein fesselndes Vexierspiel um Schein und Sein, konstruierte Wahrheit und erlebte Wirklichkeit.
Die Autorin
Thorne Moore wurde in Luton / UK geboren und studierte Geschichte an der Aberystwyth University sowie Jura an der Open University. Sie lebt in Pembrokeshire, der Heimat ihrer Mutter. Pembrokeshire ist auch der Handlungsort ihres ersten Romans A Time for Silence, der 2012 erschien. Ihr aktuelles Buch mit dem Titel Motherlove erschien vor Kurzem auf dem britischen Markt. Moore ist Mitglied der britischen Crime Writers Association.
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Buchinfo
Titel: A Time For Silence Format: Kindle E-book Verlag und Erscheinungsjahr: Honno Ltd., 2012 Seitenzahl: 378
Weiterführende Informationen
Ein exklusives Interview mit der Autorin lesen Sie hier.
Kontakt für Verlage
Caroline Oakley,
Honno,
Unit 14, Creative Units,
Aberystwyth Arts Centre,
Aberystwyth,
Ceredigion, SY23 3GL
editor@honno.co.uk
Tel: +44 (0)1970 623150
Bildnachweis
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Autorin Thorne Moore.
Beitragsbild, 1,3 (c) Thorne Moore
Bild 2 (c) Dylan Moore