In seinem Erstling »Here and Gone« packt Autor Haylen Beck* seine Leser am Schlafittchen und lässt sie nicht mehr los. Dieser hochemotionale, rasante Thriller handelt von einer jungen Frau, die auf der Flucht vor ihrem manipulativen Ex-Mann in einen veritablen Alptraum gerät.
Kafka in Arizona
Nach langem Leiden bringt Audra Kinney endlich die Kraft auf, ihren manipulativen Mann Patrick zu verlassen. Die beiden Kinder nimmt sie mit. Langsam bekommt sich auch ihre Tabletten- und Alkoholsucht in den Griff, die Scheidung ist eingereicht. Doch Patrick sinnt auf Rache.
Als Audra Kinney mit ihren beiden Kindern mitten in Arizona ins Visier einer Polizeistreife gerät, beginnt für sie ein Alptraum
Obwohl er sich nie für seine Kinder interessierte, beharrt Patrick jetzt aufs Sorgerecht. Als er Audra das Jugendamt auf den Hals hetzt, wird aus dem geplanten Besuch bei einer Freundin in Kalifornien eine verzweifelte Flucht.
Mitten in Arizona gerät die Mutter mit den beiden Kindern jedoch ins Visier einer Polizeistreife, und für sie alle beginnt ein Alptraum. Der Polizist gibt vor, sie wegen ihres überladenen Wagens gestoppt zu haben und bietet ihr an, einen Teil ihrer Ladung in seinem Kofferraum ins nächste Städtchen zu bringen. Audra sieht sich gezwungen, seinem Vorschlag zu folgen, denn sie will kein Aufsehen erregen. Doch der Polizist gibt sich nicht damit zufrieden, ihre Sachen umzuladen, sondern durchsucht ihren Kofferraum, und stößt dabei auf Marihuana. Schnell wird eine Polizistin hinzugerufen, die sich – angeblich – um die Kinder kümmern soll, während Audra unter Protest in Handschellen ins Gefängnis des Ortes gebracht wird. Als die völlig verzweifelte Mutter sich nach dem Wohlergehen ihrer Kinder erkundigt, lautet die Antwort des Polizisten: »Welche Kinder?«
Audras Martyrium hat erst begonnen. Wie sich herausstellt, ist der Polizist, der sie verhaftet hat, auch der Sheriff des Ortes. Nicht nur das, er misshandelt sie auch noch und empfiehlt ihr, die Kinder zu vergessen.
Nicht genug, dass der Sheriff Audra misshandelt, er empfiehlt ihr auch noch, ihre Kinder zu vergessen
Nicht genug, dass er behauptet, Audra sei bei der Verhaftung bereits ohne ihre Kinder unterwegs gewesen und habe sie vermutlich umgebracht, er informiert auch noch die Medien. Eine wahre Hexenjagd beginnt, denn niemand glaubt an ihre Version der Geschichte, und ihre Lage wird völlig aussichtslos, als ihre frühere Tabletten- und Drogensucht ans Tageslicht kommt und die Leute des Sheriffs die mit Blut verschmierte Kleidung ihrer Kinder in ihrem Wagen finden.
»Here and Gone«: Hochspannung und unerwartete Wendungen
»Here and Gone« ist geschickt aufgebaut, der Autor hält seine Fäden souverän in der Hand und zeichnet den Spannungsbogen mit perfektem Timing. Erzählt wird diese dramatische Geschichte aus der Opfer- wie aus der Täterperspektive, sogar die entführten Kinder bekommen eine Stimme. Natürlich wissen die Leser, dass Audra unschuldig ist. Das macht die Geschichte allerdings nur noch spannender, denn die psychisch labile Frau scheint in einer schier aussichtslose Lage zu stecken und kann ihren Kindern nicht helfen. Der Autor zieht die Spannungsschraube weiter an, weil er nicht nur aus Audras Perspektive erzählt, sondern auch aus Sicht ihres achtjährigen Sohns Sean, der verzweifelt versucht, sich und seine kleine Schwester Louise zu befreien. Die Leser bangen also um die Mutter und um die Kinder. Nicht spannend genug? Keine Sorge, der Autor hat noch mehr zu bieten – mehr wird hier nicht verraten.
Haylen Beck ist das Pseudonym eines bereits hocherfolgreichen Spannungsautors, der sein Können schon mehrfach unter Beweis gestellt hat
Haylen Beck hat mit diesem Erstling einen soliden Spannungsroman abgeliefert, der seine Leser schon auf den ersten Seiten packt und nicht mehr loslässt. Egal, wie viele unerwartete Wendungen dieser hochemotionale Thriller auch aufweist – eines überrascht Eingeweihte allerdings nicht: Haylen Beck ist das Pseudonym eines erfahrenen Autors, der sein Können schon mehrfach unter Beweis gestellt hat. »Here and Gone« ist anders als seine bisherigen Romane – aber nicht weniger lesenswert. Ein echter Leckerbissen für Spannungsfans!
(c) Andrea O’Brien, 2017
*Wer wissen will, welcher Autor sich hinter dem Pseudonym Haylen Beck verbirgt, schickt dem Krimiscout eine Nachricht.