Eine Leiche ohne Mord und ein Mord ohne Leiche beschäftigen Fiona Griffiths im fünften Band der spannenden Thrillerserie von Harry Bingham.
Mitten im tiefsten Wales liegt eine junge Frau aufgebahrt in einer kleinen Aussegnungshalle, auch »Totenhaus« genannt. Fiona, nur zufällig zur Stelle, nennt die Tote liebevoll Carlotta. Fans der Serie um Fiona Griffiths wissen um deren skurrile Beziehung zu Leichen und sind daher nicht überrascht, dass sie die Nacht hingebungsvoll an der Seite der jungen Frau verbringt und sich selbst dann noch in den Fall verbeißt, als klar wird, dass »Carlotta« eines natürlichen Todes gestorben ist.
Wer ist die Leiche im Totenhaus?
Harry Binghams durchgeknallte Ermittlerin ist wieder im Einsatz. Dass es sich bei dem vorliegenden Fall nicht um Mord handelt, kümmert sie wenig. Fiona Griffiths ist hartnäckig: Sie will unbedingt wissen, wieso die offensichtlich wohlhabende, penibel gepflegte Unbekannte ausgerechnet im tiefsten Waliser Hinterland gestorben ist und wer sie dort wie eine Heilige aufgebahrt hat, eine Bibel in der Hand. Fiona vermutet ein Verbrechen – und sie behält wie immer recht. Es dauert nicht lange, da stößt sie auf einen mysteriösen Vermisstenfall. Einige Jahre zuvor verschwand in derselben Gegend eine junge Frau …
Kein Mord? Egal, Fiona ermittelt trotzdem
Fiona Griffiths wäre nicht Fiona Griffiths, würde sie sich nicht wieder in eine potenziell tödliche Bredouille bringen, aus der sie sich eigentlich nicht befreien kann. So auch hier. Bingham hat sich mal wieder eine nette Zwickmühle ausgedacht, die selbst hartgesottenen Spannungsfans eine Gänsehaut über den Rücken jagen wird. Gruselfaktor 10! Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten.
Komplexe Handlung mit vielen Wendungen
Wer mit Harry Binghams Romanen vertraut ist, weiß, dass ihnen stets penibel recherchierte, komplexe Kriminalfälle zugrunde liegen. Was sich zunächst als recht harmloser, wenn auch mysteriöser Todesfall präsentiert, entpuppt sich als Teil eines organisierten Verbrechens, das jahrelang unbemerkt blieb. Die überlebenden Opfer und ihre Angehörigen haben geschwiegen, alle sonst noch Beteiligten auch. Doch damit nicht genug.
»In diesem Labyrinth führt jede neue Ermittlung in eine neue Richtung, zwischen Anfang und Ende dieses hervorragenden Thrillers liegen viele Wendungen und Überraschungen.«
Wie in einem dunklen Waliser Höhlensystem tastet sich der Leser von Kammer zu Kammer voran, taucht in unterirdische Seen und kommt an unvermuteten Stellen wieder zum Vorschein. In diesem Labyrinth führt jede Spur in eine neue Richtung, zwischen Anfang und Ende dieses hervorragenden Thrillers liegen ungeahnte Wendungen und Überraschungen.
Elegant konstruiert, plausibel aufgelöst
Binghams Thriller zeichnen sich durch eine zunächst recht unübersichtliche Plotstruktur aus, deren innere Logik sich wie bei der echten polizeilichen Ermittlungsarbeit erst nach und nach erschließt. In diese bereits anspruchsvolle und recht unterhaltsame Gemengelage setzt der Autor eine völlig schräge, aber hochintelligente Heldin: ein Hochgenuss für jeden Spannungsliebhaber! Hat man sich erst einmal auf dieses verlockende Leseangebot eingelassen, kümmert es auch nicht mehr, dass einzelne Aspekte der Handlung nicht ganz so stimmig sind.
Fazit: Lesen! Es lohnt sich.
Fiona. Wo die Toten leben
Jetzt in der deutschen Übersetzung von Andrea O’Brien und Kristof Kurz bei Rowohlt erschienen!
Der Autor
Harry Bingham arbeitete zunächst als Investmentbanker, bevor er sich als Autor selbstständig machte. Heute lebt der Vierzigjährige mit Frau und Kindern in Oxfordshire/UK. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit gibt Bingham Seminare und Workshops (The Writers’ Workshop). Zu seinen Freizeitbeschäftigungen gehört Klettern, Wandern und Schwimmen.
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